29.03.2024 Herzlich willkommen!

Heute geht der Klodeckel an Sascha Hellen, einen Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen, der seit 2005 einen Preis an aus seiner Sicht verdiente Personen des öffentlichen Lebens vergibt. Hatte bisher außerhalb der sich in regelmäßigen Abständen gegenseitig feiernden Schickeria aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft eigentlich niemand recht Notiz von Hellens „Steiger Award“ genommen, änderte sich dies am Donnerstag schlagartig. Da nämlich wurde bekannt, dass der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan einer der diesjährigen Preisträger sein sollte. Dumm nur, dass die Auszeichnung ausgerechnet Verdienste wie „Toleranz“ und „Menschlichkeit“ würdigt – zwei Attribute, die man Erdogan ganz sicher nicht anheften kann. Der türkische Einpeitscher sieht seine Landsleute, die bei uns mit oder ohne deutschen Pass leben, gern als Speerspitze des Islam in der westlichen Hemisphäre. Immer wieder sorgte er in den vergangenen Jahren für Aufregung mit der Aufforderung an die türkischen Migranten, sich nicht zu integrieren. Und auch innerhalb der Türkei lässt Erdogan keinen Zweifel daran, welchen Stellenwert Andersdenkende dort genießen. Die staatlich organisierte Unterdrückung religiöser und ethnischer Minderheiten ist an der Tagesordnung, der Begriff „Pressefreiheit“ ist für den türkischen Staatsführer ein Fremdwort. Welches Frauenbild Erdogan propagiert, erleben wir auch hierzulande mit grausamer Regelmäßigkeit, wenn wieder einmal ein als „Ehrenmord“ verniedlichtes heimtückisches Abschlachten der eigenen Blutsverwandtschaft Aufsehen erregt. Mit Erdogan an der Spitze der Türkei ist es kein Wunder, dass die Türken in Deutschland im Grunde die einzige muslimische Gemeinschaft sind, die sich nicht integriert. Das hat weniger mit dem Islam zu tun, als vielmehr mit einem archaischen Weltbild, das führende Politiker wie Erdogan gerade jungen türkischen Männern vermitteln. Und als wäre dies alles nicht genug, hatte die geplante Preisverleihung ganz nebenbei noch eine pikante Fußnote: Ausgerechnet Ex-Kanzler Schröder, von dem die Dortmunder SPD-Politikerin Marita Hetmeier sagte, er scheine „Gefallen daran zu finden, sich Potentaten mit zweifelhafter demokratischer Gesinnung als Lobhudler anzudienen“, wollte sich als Laudator hergeben. Am Ende zog die Türkei die diplomatische Notbremse und sagte den Besuch Erdogans bei der Preisverleihung unter einem Vorwand kurzfristig ab. Gut so!

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