19.03.2024 Herzlich willkommen!

Kretschmanns Klartext: Kein Wahlkampf mit den grünen Elektro-Ideologen

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Photo by michael pollak

Eine Woche her ist der Parteitag der Grünen, mit dem diese sich und ihre verbliebenen Wähler auf die Bundestagswahl eingestimmt haben. Viel Ideologie bekam die Öffentlichkeit serviert, schnell wurde das Motto deutlich: Nach dem krachend gescheiterten Versuch, sich als Wirtschaftspartei zu profilieren, nun also volle Fahrt rückwärts. Die Parteiführung hofft, ihre abgewanderte Klientel mit grünen Kernthemen zurückzugewinnen. So richtig gezündet hat der Funke jedoch nicht, wie die jüngsten Umfragen zeigen. Unverändert dümpeln die Grünen bei sieben bis acht Prozent Zustimmung – noch im Herbst hatte man stabil bei 13 Prozent gelegen. Doch Grund zur Freude für alle Vernünftigen ist dies nur bedingt: Denn wie keine andere Partei können die Grünen den größten Teil ihrer sektengleich hörigen Stammwähler mobilisieren. Und so dürften sie auch im kommenden Bundestag wieder eine weit über ihre Bedeutung hinausgehende Repräsentanz erlangen. Diesmal verzückten die Delegierten den fundamentalistischen Parteiflügel unter anderem mit dem Beschluss, für die Abschaffung aller fossil betriebenen Fahrzeuge zu sorgen. Schon ab 2030 soll kein Diesel- oder Benzinauto mehr zugelassen werden. Die Grünen haben ihren Lieblingsfeind wiederentdeckt, und einmal so richtig in Wallung gekommen, fordern sie außerdem bis zu fünf Jahre Haft für zu schnelles Fahren, wodurch es auf eine Stufe mit fahrlässiger Tötung gestellt würde. Im Kampf gegen die heutigen Mobilitätsstandards ist längst jedes Maß verlorengegangen.

Es ist die komische Pointe der Affäre rund um das Kretschmann-Video, dass ausgerechnet die Grünen den Sittenbegriff definieren

Normalerweise wäre ein grüner Parteitag schnell vergessen. Dass er bis heute nachwirkt, liegt an der Offenherzigkeit eines prominenten Grünen. Nicht ganz freiwillig hatte nämlich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann der Öffentlichkeit Einblicke in seine Parteitagsseele gegeben. Er wurde – angeblich heimlich – gefilmt, als er bei einem Bundestagsgrünen Dampf abließ. Dass ab dem Jahr 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden sollen, sei ein „Schwachsinns-Termin“, befand Kretschmann, der aufgebracht darlegte, dass schon das Aufladen von fünf Millionen E-Autos im Alltag eine unlösbare Aufgabe darstelle, weil sich die Fahrzeuge vor den Tankstellen stauten. „Radikale Sprüche“ seien die Elektro-Dogmen – da müsse man eben bei der Bundestagswahl „mit sechs Prozent oder acht einfach zufrieden“ sein, polterte der Ur-Grüne. „Dann jammert nicht rum und lasst mich in Ruhe“, drohte er mit einem Ausklinken aus dem Wahlkampf. Rund eine halbe Million YouTube-Aufrufe hat das Video bislang erzielt – und die Grünen damit in helle Aufregung versetzt. Doch noch peinlicher als deren beleidigte Reaktion auf Kretschmanns Kritik ist ihr Umgang mit der Aufnahme: „Sittenwidrig“, sei es, ein „Privatgespräch“ zu veröffentlichen. Es ist die komische Pointe der Affäre, dass ausgerechnet die Grünen den Sittenbegriff definieren. Überdies ist es einigermaßen abenteuerlich, die Äußerungen eines Ministerpräsidenten auf einem öffentlichen Bundesparteitag als Privatgespräch zu deklarieren.

Schon die Herstellung eines einzigen Elektrofahrzeugs setzt so viel CO2 frei wie der Betrieb eines normalen Pkw über volle acht Jahre

Das Theater soll davon ablenken, dass Kretschmann recht hat, der in seiner Partei immer ein bisschen zu vernünftig wirkt, um dort hinzugehören. Jenseits aller Probleme rund um die Ladeinfrastruktur muss man wissen, dass schon die Herstellung eines einzigen Elektrofahrzeugs so viel CO2 freisetzt wie der Betrieb eines normalen Pkw über volle acht Jahre – von der umweltbelastenden Entsorgung der Batterie ganz zu schweigen. Da braucht man sich mit der fehlenden Alltagstauglichkeit von Elektromobilen gar nicht erst aufzuhalten, die sicher ihren Sinn im Nischeneinsatz haben, etwa als Kehrmaschinen, Golf Carts oder Elektroroller. Deutschlands Autofahrer sind gottlob schlau genug, den ideologischen Spuk zu durchschauen, bei dem es – wie fast immer bei den Grünen – im Grunde nur darum geht, einen sich nicht selbst tragenden Industriezweig per Steuersubventionen und Drohkulisse am Leben zu erhalten. Trotz stattlicher Prämienanreize wurden auch im Mai dieses Jahres gerade einmal 3.846 E-Fahrzeuge zugelassen – nicht einmal ein Drittel von Privatpersonen, der Rest als Firmenfahrzeuge sowie vom Kfz-Handel und der öffentlichen Verwaltung. Längst hat auch die wendige Kanzlerin das utopische Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 aufgegeben, weil sie den grünen Koalitionspartner für die nächste Legislaturperiode wohl nicht mehr benötigt. Doch die Grünen halten an ihren Dogmen fest. Man muss kein Hellseher sein, um das Scheitern vorherzusagen. Ein Blick auf die „Energiewende“ genügt.

 

 

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4 Kommentare

  1. Zum rein technischen Aspekt (zu den „Grünen“ würde jede Stellungnahme völlig ausufern):

    am Ostermontag hatte ich zufällig Gelegenheit zu einer längeren Unterhaltung mit einem Elektroingenieur, der u. a. auch in einem Randbereich der E-Mobilität beruflich tätig ist. Ich sah viele meiner Positionen bestätigt: ein Elektrofahrzeug ist technisch deutlich anspruchsloser als ein klassicher „Verbrenner“ – und das macht die Technik natürlich interessant. Die eigentlichen Probleme liegen jedoch nicht in der Fahrzeugtechnik, sondern in der erforderlichen und derzeit nur rudimentär vorhandenen Logistik.

    Der Ingenieur dazu im Wortlaut: „Ein Elektrofahrzeug baut jeder Depp.“ Wortwörtlich!

    Da jedoch auch der Strom für einen „Stromer“ erst einmal die Steckdose erreichen muß, erwähnte ich die im Vorjahr entdeckte Stellungnahme eines Schweizer Ingeneurs. Dieser hatte die in der Bundesrepublik jährlich verbrauchten 35 Mrd. Liter Kraftstoff (Benzin und Diesel mit ihren unterschiedlichen Energiegehalten)auf 9 kWh/ltr. gemittelt und kam so auf einen Energiebedarf von 315 Terrawattstunden (zusätzlich, wohlgemerkt!). Da die Effizienz des E-Antriebs um ein 2,4faches höher liegt (zweifelsohne ein klarer Vorteil), verringert sich in dieser Rechnung der Zusatzbedarf auf „nur“ 131 tWh. Dies entspräche, so der Schweizer Ingenieur, bei einer durchschnittlichen Jahreserzeugung von 8 tWh 17 neuen(!) Kernkraftwerksblöcken; für die Schweiz errechnete er 2-3 neue Blöcke.

    Nun haben mir Befürworter der E-Mobilität wiederholt eine bis zu 5fach höhere Effizienz entgegen gehalten. Nun gut, dann braucht es halt „nur“ 8 neue Reaktorblöcke.

    „Mein“ Elektroingenieur hat jedoch die überschlägige Rechnung seines Schweizer Kollegen bestätigt. Und er führte weitere Probleme auf: zwar habe die Batterietechnik einige Fortschritte gemacht; dennoch leidet die Haltbarkeit heutiger Akkus unter Schnelladevorgängen (wobei er die derzeit verbauten Anschlüsse obendrein für solche Schnelladeverfahren als ungeeignet darstellte, was ich als Laie einmal ungeprüft hinnehmen muß). Obendrein (und dabei argumentierte er mit unendlich scheinenden Zahlenkolonnen) bedürften Elektro“tankstellen“ besonders starker Zuleitungen, um die Ladezeiten auch nur annähernd an einen klassischen Tankvorgang angleichen zu können, was massive Bautätigkeiten mit sich bringen werde.

    Und dazu berichtete er schmunzelnd aus seiner bayerischen Heimat, zuerst seien die Leute dort gegen auf deutschem Boden gelagerte Atombomben auf die Straße gegangen, dann gegen das Waldsterben, in der Folge gegen den „Klimawandel“, die Windkraftanlagen sowie nun die geplanten Stromtrassen. Er erwarte daher ebenfalls Widerstand gegen die Errichtung einer völlig neuen Infrastruktur für die E-Mobilität.

    Dabei sieht er darin durchaus auch eine Zukunft. Er prognostiziert aber einen Zeitrahmen von 20-30 Jahren, bis sich die E-Mobilität vielleicht(!) durchgesetzt habe.

    Und solange will er weiter einen Diesel fahren.

    1. Herzlichen Dank für diese wirklich erhellenden Zusatzinformationen. Der ganze Irrsinn entfaltet sich, wenn man die logistischen Probleme einmal in Zahlen vor sich sieht.

      1. Ich möchte nicht dahingehend mißverstanden werden, daß ich Elektrombilität generell ablehne. Was ich jedoch ablehne, ist DIESES unausgegorene geistige Pfauenrad, daß seitens der „Politik“ geschlagen wird.

        Ich habe 20 Jahre lang im Kfz-Gewerbe gearbeibet und Vieles an „Zukunft“ kommen und gehen sehen; verschiedene anfängliche „Flops“ sind dagegen heute nicht mehr wegzudenken. Ersetzte man „Elektro“ durch eine „neue“, vielleicht noch unbekannte Antriebsart und setzte dem eine venünftigen Zeitrahmen, würde ich dem vollumfänglich zustimmen – das wäre jedoch keine politische Agenda, sondern einfach eine Frage der technischen Weiter- oder Neuentwicklung.

        Wie jedoch schon bei der „Energiewende“, so definiert mit der Elektromobilität die „Politik“ eine einzig wahre Zukunft – dies in einem Bereich, der ihr völlig fremd ist. Und dieses Festnageln auf eine schon jetzt absehbar untaugliche Technologie bedeutet m. E. konkret einen Rückschritt.

  2. Es ist dem Zusammenhang auch nicht zu verstehen, dass es unbedingt Elektro-„Mobilität“ sein muss. Da wäre es doch viel einfacher, erst alle stationären Energieverbraucher wie Gas- und Ölheizungen und/oder Warmwasserboiler in den Häusern durch elektrische Geräte zu ersetzen. Diese Technik gibt es, ist betriebssicher und auch problemlos zu installieren. Warum wird das aber nicht gemacht? Aktuell müsste man für die Energie, im Vergleich zu Erdgas, etwa drei mal so viel bezahlen. Außerdem wären dann weitere konventionelle Kraftwerke erforderlich, da die aktuellen Kapazitäten so nicht reichen. Was hätte man dann außerdem gewonnen: Nichts!

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