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Limburger Allmachtsphantasie: Der Bischof aus dem Mittelalter

Als kirchliche Provinzposse begann es, kaum bemerkt von einer breiteren Öffentlichkeit. Doch der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst stand schon länger in der Kritik. Nachdem er Ende 2007 zum Bischof ernannt worden war, gab es bereits 2009 massive Beschwerden anderer Priester, die sich in einem später öffentlich gewordenen Brief über „Hochglanzkitsch“ und „selbstverliebte Rituale“ des Mannes beschwerten, dem sie einen „klerikalen Dünkel“ attestierten. Schon damals konnte man erahnen, wie es einmal enden würde. Seither haben sich so viele kirchliche Weggefährten über Auftreten und Führungsstil des Bischofs beklagt und zuletzt mit beinahe viereinhalb Tausend derart viele Katholiken ihrem Unmut in einem Protestbrief Luft gemacht, dass man sich fragt, wie all dies an Tebartz-van Elst abgeperlt ist. Das Fass zum Überlaufen brachte ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Bauprojekt, dessen Kosten mit mehr als 31 Mio. Euro fast sechsmal so hoch liegen wie ursprünglich versprochen. Kirchenmillionen immerhin und kein Steuergeld, jedoch ausgerechnet in einer Zeit, in der ein bescheiden auftretender neuer Papst dabei war, auch hierzulande viel verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Den „Klodeckel des Tages“ verdient sich Tebartz-van Elst also nicht nur für die Maßlosigkeit beim Bau seiner neuen Residenz, sondern zugleich für sein unrühmliches Lebenswerk. Als im Frühsommer ein erstes vernehmbares Grollen rund um den Limburger Dom zu hören war, hatte der Bischof wohl gehofft, seine Schäfchen würden sich in aller Ehrfurcht vor dem Allmächtigen bald wieder beruhigen. Und bis heute vermittelt der Mann, der auf vielfache Weise an eine der Titelfiguren der Romanverfilmung „Der Herr der Ringe“ erinnert, nicht das Gefühl, sich seiner Lage bewusst zu sein. So hat die von Skandalen nur so geschüttelte Katholische Kirche ihre nächste veritable Krise am Hals, die längst kein lokales Ereignis mehr ist, sondern breite Resonanz in der internationalen Berichterstattung findet. Die Extravaganzen des „Bling-Bling-Bischofs“ kosten den Vatikan nicht nur in den USA und in Europa enorme Sympathien, sondern erzürnen insbesondere die vielen Millionen Katholiken im armen Lateinamerika. Gut, dass die Menschen dort nichts wissen von den Bettelbriefen des Limburger Bistums, in denen es um Spenden für den Erhalt und die Renovierung seiner Kirchen bittet, während die Verschwendungssucht seines Bischofs in aller Munde ist. Auch die Tatsache, dass man den eigenen Mitarbeitern in einem harten Sparprogramm die Gehälter und Zulagen seit 2002 immer weiter gekürzt hat, wirkt wie blanker Hohn. In Südamerika wäre der Dom wohl längst gestürmt und der unselige Bischof mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt worden. Da ist es sehr befriedigend, wenn nun bekannt wird, dass bereits neun Strafanzeigen wegen Untreue gegen den selbstherrlichen Gottesmann eingegangen sind. Es ist zu hoffen, dass diese ebenso zu Konsequenzen führen wie ein Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Versicherung. Dass sich Tebartz-van Elst noch lange im Amt halten kann, glaubt ohnehin niemand mehr. Doch leider ist es mit geschassten Kirchenmännern genauso wie mit Berufspolitikern und Unternehmensführern: Sie fallen am Ende weich.

Lesen Sie hierzu auch: „Bischof Tebartz-van Elst – Deine Kirchengemeinden nagen am Hungertuch!“ (www.politropolis.de, 10.10.2013)

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