Der Klodeckel des Tages geht diesmal an Norbert Geis (CSU). Der 73-jährige Rechtsanwalt aus Bayern, der schon häufiger mit rückwärtsgewandten Äußerungen aus der Rolle fiel und dennoch seit unfassbaren 25 Jahren im Bundestag sitzt, forderte zu Wochenbeginn doch allen Ernstes den designierten Bundespräsidenten Joachim Gauck dazu auf, seine Lebensgefährtin zu heiraten, um auf diese Weise „seine persönlichen Verhältnisse so schnell als möglich zu ordnen.“ Dass Gauck sich zunächst scheiden lassen müsste, was aus Sicht der Katholischen Kirche bereits als Sünde gilt, ist dem CSU-Hardliner wohl entgangen, was ihn immerhin vor ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden bewahrt haben dürfte. Geis, der irgendwie in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stehen geblieben zu sein scheint, fiel in der Vergangenheit immer wieder mit unsäglichen Parolen negativ auf. So wollte er einst als rechtspolitischer Sprecher der CSU einen Auftritt der seiner Ansicht nach obszönen Sängerin Madonna in Deutschland verbieten. Das war im Jahr 1993. Konnte dies noch als absurde Kuriosität eines Hinterbänklers durchgehen, so lässt seine mehrfach und unmissverständlich geäußerte Haltung gegenüber Homosexuellen schon tiefer blicken. Schwule hält Geis für pervers, Homosexualität für eine Fehlentwicklung der menschlichen Natur. Er hat auch ganz besondere Ansichten zur „durchrassten Gesellschaft“. Die Liste der Entgleisungen ließe sich noch ein Stück weit fortsetzen, doch würde Geis damit deutlich zuviel Aufmerksamkeit zuteil. Ohnehin ist der Zeitraum überschaubar, in dem wir die Intoleranz des alten, unbelehrbaren Mannes noch werden ertragen müssen. Weitaus erschreckender ist da schon, dass sich auch jüngere Unionskollegen mit seltsam bevormundenden Forderungen und einem archaischen Weltbild zu profilieren versuchen. So brachte ein sächsischer CDU-Bundestagsabgeordneter mit dem bezeichnenden Namen Wanderwitz vor zwei Wochen eine Strafsteuer für Kinderlose ins Spiel. Eine unausgegorene, diskriminierende Forderung, die schnell wieder eingemottet wurde. Von eben jenem sächsischen Nachwuchspolitiker stammte übrigens auch einst der Vorschlag, Griechenland möge zur Tilgung seiner Schulden doch bitte seine Inseln verkaufen. Leider werden uns die Absurditäten des Sachsen noch lange begleiten. Wanderwitz ist erst 36 und damit gerade einmal halb so alt wie Geis.
Hinterbänkler als Hinterwäldler: Das krude Weltbild der CSU
2 Kommentare
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Mit ihren Thesen und Äusserungen könnte man glauben, sie hätten eine Zweigstelle der TEA-PARTY in Deutschland aufgemacht. Jetzt fehlt noch die Aussage, Krankenversicherung sei Kommunismus und Hilfe für Aids-Kranke rausgeschmissene Steuergelder. Dann wäre man komplett auf dem Niveau der Amerikanischen Rechtsaussen…
Ich stimme völlig zu. So übel die Äußerungen der CDU-Hinterbänkler sind, sie könnten das Ergebnis der immer weiter fortschreitenden Sozialdemokratisierung der CDU durch Frau Merkel sein. Da kommt dann schonmal der eine oder andere Erzkonservative aus der Deckung.