Am Osternsonntag – wie könnte es anders sein – geht der Klodeckel an Papst Benedikt XVI. In seiner Gründonnerstags-Messe im Petersdom hat das Oberhaupt der Katholischen Kirche wieder einmal Rückwärtsgewandtheit, Frauenfeindlichkeit und Weltfremdheit demonstriert. Benedikt erteilte einer Initiative österreichischer Priester nicht nur eine eindeutige Absage, sondern bezichtigte diese gar des Ungehorsams. Ob ihnen nun eine Verbrennung auf dem Scheiterhaufen droht, oder es der gnädige Heilige Vater bei deren Entlassung belässt, werden die kommenden Wochen zeigen. In jedem Fall hat die in südlichen Regionen Deutschlands auf unerklärliche Weise populäre Katholische Kirche eines erneut unter Beweis gestellt: Hier sind mächtige alte Männer am Werk, die nicht nur so aussehen als stammten sie aus dem Mittelalter, sondern sich auch so gebärden. Wo die Evangelische Kirche auf erfrischende Weise die Themen der Zeit aufgreift und sich zu Ostern gegen Egoismus und Gewalt wendet, befriedigt sich der weit überwiegende Teil der katholischen Priesterschaft an archaischen Ritualen selbst. Immerhin bedient er sich dabei einmal nicht der Messdiener. Aus Angst vor den mächtigen, mafiagleichen Strukturen des Vatikan mit seinen langen Armen, die bis in die Niederungen der Diözesen hinabreichen, wird brav und bieder das immergleiche Gedankengut gepredigt. Wehe dem, der wie die aktuellen Mahner aus Österreich, die Gleichstellung der Frau oder die Aufhebung des Zölibats verlangt. Es gilt das Prinzip des immerwährenden Machterhalts des Männervereins aus Rom, der zu diesem Zweck auch die Benutzung von Kondomen verbietet. Es muss immer aufs Neue männlicher Nachwuchs her – für die Priester und fürs Priesteramt. Traurig, mit welch selbstgefälliger Halbherzigkeit die Katholische Kirche ihre Verbrechen und den zehntausendfachen sexuellen Missbrauch aufgearbeitet hat. Dort hätte man ihr ebensoviel Kraft gewünscht wie bei der Verteidigung ihrer Dogmen. Traurig auch, dass wir im 21. Jahrhundert selbst in Deutschland die Trennung von Kirche und Staat noch nicht vollendet haben, weil sich der italienische Finanzkonzern über eine Partei Zugang zur Mitsprache in der Politik sichert. Wer aber sein Fundament auf der Bevormundung der Menschen errichtet und Freiheit als Bedrohung empfindet, sollte in unserer Zeit keinen Platz mehr haben. Statt aus Lust am Untergang fortwährend den Liberalismus zu geißeln, sollten sich unsere Medien mal mit diesem tatsächlichen Problem befassen. Oder herrscht auch dort die pure Angst?
Kirche der Vergangenheit – Verliebt in die eigenen Rituale
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