Am Freitag machte der Vatikan seinem schlechten Ruf mal wieder alle Ehre. Und so geht der „Klodeckel“ an Ettore Gotti Tedeschi, den gefeuerten Leiter des skandalträchtigen „Instituts für religiöse Werke“, wie der Vatikan seine undurchsichtige Bank nennt. Nach nicht einmal drei Jahren im Amt musste nun jener Tedeschi gehen, der mit dem hehren Ziel angetreten war, ein für alle mal mit dem angeblichen Vorurteil aufzuräumen, in der Vatikanbank gehe es nicht mit rechten Dingen zu. Die Mission ist mit seinem Abgang kläglich gescheitert, was die Spekulationen nährt, es könnte etwas dran sein an den schlimmen Vorwürfen, die so ganz und gar nicht zum christlichen Selbstverständnis der Katholischen Kirche passen. Seit einigen Jahrzehnten nun schon wird regelmäßig über enge Verbindungen zwischen dem Vatikan und der Mafia spekuliert, was Stoff für zahlreiche Filme und Bücher war. In einem Land, in dem auch der ehemalige Regierungschef die Vorwürfe einer Verstrickung mit dem organisierten Verbrechen nie wirklich ausräumen konnte, hält man derlei nicht für abwegig. Der Abtritt des Finanzchefs ist eine Zuspitzung, die alles mitbringt, was ein moderner Politthriller braucht: Da ist die geheimnisumwitterte Bank, die von Transparenz gar nichts hält und über ein schier unvorstellbares Vermögen wacht, dessen Herkunft sie mit viel Energie verschleiert; da ist der Ex-Bankchef Tedeschi, der als vermeintlicher Geldwäscher seit den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn im September 2010 im Zwielicht steht; da ist die Veröffentlichung hochbrisanter geheimer Dokumente im vergangenen März, die den Papst in Erklärungsnot brachte – auch hier soll Tedeschi laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA seine Finger im Spiel gehabt haben; und schließlich wird all das überlagert vom Machtkampf innerhalb der Kurie, in der keiner dem anderen traut und schon gar nichts gönnt. Mit der Festnahme eines ehemaligen engen Papstvertrauten erreichte der Thriller zum Wochenende einen vorläufigen Höhepunkt. Bemerkenswert ist auch, dass der Vatikan samt seiner Bank, deren Bezeichnung irgendwie an das Selbstverständnis der Investmentbanker erinnert („Wir tun Gottes Werk!“), im März von den Vereinigten Staaten auf die „schwarze Liste“ der korruptesten Staaten gesetzt wurde, die im Verdacht stehen, Geldwäsche und Drogenkriminalität zu unterstützen. Und das Krisenmanagement des Kirchenstaates trägt nicht dazu bei, das düstere Bild zu erhellen. Aber so war es ja auch schon beim Missbrauch tausender junger Messdiener…
Knatsch im Vatikan – Von allen guten Geistern verlassen
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