28.03.2024 Herzlich willkommen!

Berliner Kurzschluss: Eine Million Gründe gegen die Elektroprämie

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Photo by holding graz

Planwirtschaft ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine Regierung keinen Plan hat. Wo die Realität sich der eigenen Ideologie partout nicht beugen will, muss Zwang her. Oder viel Geld. Und so verschenkt die Bundesregierung ohne Not – und ohne Sinn – mal eben 900 Millionen Euro, um einerseits den Erwerb von Elektro- und Hybridfahrzeugen anzukurbeln und andererseits das dünne Netz der Ladestationen etwas auszubauen. Dazu kommen die ebenfalls vom Steuerzahler aufzuwendenden Kosten für die Umstellung eines Fünftels der bundeseigenen Fahrzeugflotte. Dass die Subventionierung von Elektrofahrzeugen aber rausgeschmissenes Steuergeld ist, zeigt ein Blick nach Großbritannien und Frankreich, wo man den Käufern noch großzügiger unter die Arme greift, ohne die Verkaufszahlen nennenswert gesteigert zu haben. Die Menschen wollen eben keine Elektroautos – zumindest, solange die Anschaffungskosten nicht deutlich fallen, das Netz der Ladestationen nicht ebenso dicht ist wie das der Tankstellen und die Reichweite den Mindestansprüchen an die eigene Mobilität nicht genügt. Überhaupt muss man sich fragen, was das Ganze soll. Denn die Umweltbilanz eines E-Autos ist noch schlechter als die konventionell betriebener Fahrzeuge. Der Klimaschutz kann jedenfalls als Rechtfertigung für das Ziel nicht herhalten, im Jahr 2020 eine Million „Stromer“ auf die Straße zu bringen.

Was nämlich beim inszenierten Hype um die Elektromobilität regelmäßig ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass in Deutschland der zum Betrieb benötigte Strom nach dem irrationalen Atomausstieg vor allem von Braunkohlekraftwerken stammt. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, weil Wind- und Sonnenenergie auf Jahrzehnte hinaus nicht annähernd im erforderlichen Umfang erzeugt und mindestens ebenso lange nicht hinreichend gespeichert werden können. Auch der zur Sicherung des Energiebedarfs für viel Geld importierte Atomstrom kann die miserable Umweltbilanz nicht retten. Zieht man die gesamte Kette von der Stromerzeugung bis zur Fahrzeugnutzung in Betracht, liegen Elektroautos deutlich über den EU-weit verordneten Grenzwerten für den Kohlendioxidausstoß. Dass dieser dann nicht mehr am Auspuff, sondern am Kraftwerk stattfindet, zeigt, wie unseriös die Verfechter der Elektromobilität argumentieren. Kein Wunder, dass niemand etwas Gutes an der Gesetzesinitative der Bundesregierung finden kann – abgesehen vom Verband der Automobilhersteller, der sich darüber freut, dass einmal mehr der Steuerzahler für die Erschließung eines neuen Geschäftsmodells bluten muss. Zwar verpflichten sich auch die Autokonzerne, 600 Millionen Euro beizusteuern, doch fließt der weit größere Teil aus Steuermitteln.

Alle anderen Verbände sparen daher auch nicht mit Kritik, sprechen von einer „Verschwendung von Steuergeld“ und einem „Desaster für den Klimaschutz“. Die Kanzlerin lässt dies einmal mehr kalt. Sie schert sich offenbar ebenso wenig ums Klima, wie um die Interessen der Steuerzahler. Ihre Elektro-Kampagne dient – wie alles, was sie derzeit treibt – nur einem Ziel: Den Boden zu bereiten für die schwarz-grüne Herrschaft ab 2017. Dass sie sich dabei verrechnen könnte, zeigt die einhellige Empörung der Umweltverbände und selbst der Fahrradlobby. A propos Fahrrad: Wenn es der Bundesregierung nicht um die milliardenschwere Stützung der Automobilindustrie, sondern tatsächlich um die Natur ginge, wäre dann nicht eine Fahrradprämie in Betracht zu ziehen? Wie wäre es, jedem Käufer eines Drahtsesels einen Zuschuss zu zahlen? Mit dieser ebenso simplen wie kostengünstigen Maßnahme wäre nicht nur der Umwelt geholfen. Eine Million zusätzlicher Radfahrer bis 2020 würden den Gesundheitszustand eines Teils der Bevölkerung ebenso verbessern wie die volkswirtschaftliche Bilanz, die durch Unmengen verlorener Arbeitsstunden in Verkehrsstaus belastet ist. Und ganz nebenbei müsste sich niemand Gedanken darüber machen, woher denn der zusätzliche Strom für eine Million Elektromobile eigentlich kommen soll…

 
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6 Kommentare

  1. „Wie wäre es, jedem Käufer eines Drahtsesels einen Zuschuss zu zahlen?“
    Herr Peymani, Sie bringen einen wirklich auf Ideen… Ja, warum machen die DAS eigentlich nicht? Nen Hunderter Beihilfe für jeden Drahtesel, das wär doch mal was. Wahrscheinlich verdienen dann aber die Kumpels aus der Partei nix dran.

    1. All diese Besserwisser sind noch nie ein Elektoauto gefahren.
      Ich habe mir eins gekauft. Die Benzinkutsche will keiner mehr im Haushaltfahren benutzen.. 95% aller Fahrten sind unter 100 km. Über 33 kostenlose Ladestationen inkl. kostenlosem Parken im Saarland machen jeder Fahrt zum Spassfaktor. Die erste Inspektion nach 12 Monaten kostete eben mal nur 100 Euro.
      Fortschritt wurde schon immer von den ewig gestrigen ausgebremst.
      Ob es nun Strom oder Brennstoffzelle ist.. dei Stinker müssen weg.
      ….und dei Lobby in den Knast

  2. Der Tag, an dem wir dem Kfz einen „Blauen Engel“ ankleben können, wird wohl nie kommen. Die aktuelle Hype um die Elekromobilität und besonders deren Förderung folgen jedoch einem roten Faden, an dem dem die „Umweltvertäglichkeit“ der individuellen Mobilität angestrebt wird – stets mit vergleichbar mageren Ergebnissen. Das Auto verbraucht nun einmal Ressourcen bei Herstellung und Betrieb – und solange das so bleibt (wie sollte es auch anders sein können?), werden geneigte Kreise zumal in der Bundesrepublik auch den größten Unsinn fördern.

    Ich habe 20 Jahre lang im Vertrieb eines großen deutschen Automobilherstellers gearbeitet und Ende der 80er Jahre den „Siegeszug“ des Katalysators live miterlebt. Schon damals handelte man nach der Devise „Ideologie toppt Sachverstand“ und half der überwiegend skeptischen Autofahrergilde mit einer absurd anmutenden Einmalprämie von 550 € für die (man lese und staune!) 550 € teuren Umrüstsätze des „U-Kat“s sowie einer Steuerermäßigung auf ca. 2/3 des eigentlichen Satzes auf die Sprünge. Eine rein kalkulatorische Entscheidung, die zuförderst bei Ersatz ohnehin maroder Abgasanlagen griff. Dass der Katalsysator in Anbetracht europäischer Witterungsumstände und deutscher Fahrgewohnheiten bestenfalls eine zweifelhaft positive Rolle spielte, war schon damals bekannt. Dennoch empfinden wir heute den Katlystor als Selbstverständlichkeit – jahrzehntelange Indoktrination hinterlässt ihre Spuren.

    Die Autovermietung, deren örtlicher Niederlassung meine Lebensgefährtin den Innendienst leitet, verzeichnet eine rege Nachfrage nach ihre Teslas. Die Resonanz sei überwiegend die Gleiche: der Kunde bringt das Fahrzeug nach einer probefahrtähnlichen Tour zurück, lobt das „geile“ Beschleunigungsverhalten – und setzt sich dann wieder in in seinen SUV, um seinem Tagwerk nachkommen zu können. Ein Spielzeug für übersättige, abgespannte Autofreaks, mehr oder weniger. Mit Sicherheit nichts, das sich mit Steuern zu fördern lohnte.

    1. Sorry, Fehler: natürlich gab es Ende der 80er Jahre noch keinen €: die Umrüstsätze kosteten 550 DM, die Förderung betrug ebenso 550 DM.

      Nicht, dass dies an der grundsätzlichen Sachlage etwas ändern würde.

  3. >Eine Million zusätzlicher Radfahrer …<
    Bitte nicht!
    Radfahrer haben wir in Deutschland bei weitem genug!
    (Für die die den Begriff "Radfahrer", für jenen Typ Mensch, der nach oben buckelt und nach unten tritt, nicht mehr kennt, diese Erklärung!)

    1. Warum nicht E-Bike? Man sitzt aufrecht, muss nicht buckeln, nicht nach unten treten, man guckt frei nach vorn, Gegenwind stört nicht und der Schub geht genau dahin, wo man hinwill .Im übertragenen Sinn ist es genau das, was wir aktuell politisch brauchen.

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