04.12.2024 Herzlich willkommen!

Gebremste Gier: Commerzbank zahlt weiter "Hunger-Boni"

Gegen die Gier der Banker scheint kein Kraut gewachsen. Seit der Finanzkrise weiß jedes Kind, welche Exzesse sich in den Banktürmen abspielen – und wohin sie uns geführt haben. Geändert hat sich dennoch wenig. Den Gerichten ist es nicht gelungen, die Verantwortlichen tatsächlich zur Verantwortung zu ziehen. Und die Aufsicht hinkt den umtriebigen Zockern immer noch weit hinterher, die ihre gefährlichen Geschäfte nun im Verborgenen der Schattenbanken betreiben. Vor allem aber müssen die Spekulanten im feinen Zwirn die Risiken ihrer Spielsucht nach wie vor nicht selbst tragen. Im Gegenteil: Diese werden ihnen inzwischen gar nahezu vollständig abgenommen, um den Preis einer Deckelung der Bonuszahlungen. Keine Sorge, immer noch verdienen Banker prächtig, nur können sie sich eben ihre monströsen Boni nicht mehr einfach so gönnen. Ansonsten ist alles beim Alten. Wenige Jahre nach dem globalen Beinahe-Kollaps hat das Casino Royale längst wieder geöffnet. Der Kapitaleinsatz kommt heute allerdings von der Europäischen Zentralbank. So ist es wenig überraschend, dass die Bankengewinne wieder kräftig sprudeln, wenn nicht gerade – wie unlängst bei der Deutschen Bank – Milliardenstrafen für Betrügereien zu berappen sind.

Ungeniert langen die Banker zu, um sich für ihr selbsterklärtes „Gotteswerk“ zu entlohnen. Im vergangenen Jahr hatte sich etwa die Deutsche Bank von ihren Aktionären absegnen lassen, dass sich die Führungsriege von der 2014 EU-weit verordneten Bonus-Obergrenze abkoppeln und künftig das Doppelte ihres Grundgehalts zusätzlich einstreichen kann. Dies ist möglich, wenn eine Dreiviertel-Mehrheit auf der Hauptversammlung es so will. Eine solche Mehrheit zu besorgen, ist allerdings wirklich kein Kunststück, halten doch gewogene Fondsgesellschaften und Großanleger in der Regel das Kapital für die notwendigen Stimmanteile. Die Commerzbank wollte da nicht zurückstehen: Ihre mehr als 200 „erfolgskritischen Mitarbeiter“ sollten künftig ebenfalls Boni erhalten können, die bis zum Doppelten des Fixgehalts reichen. Ein dreistes Bauernstück, das zeigt, wie wenig Gespür Banker offenbar dafür besitzen, was sich gehört. Immerhin ist die Commerzbank auch über sechs Jahre nach ihrer Rettung durch den deutschen Steuerzahler noch nicht wieder in der Lage, Dividenden an ihre Aktionäre auszuschütten. Der Aktienkurs dümpelt, obwohl trickreich optisch aufgehübscht. Und immer wieder verwässern Kapitalerhöhungen die Ertragskraft alter Aktien, wie in dieser Woche geschehen.

Wie kommen Vorstand und Aufsichtsrat angesichts dieser Rahmenbedingungen auf die Idee, ihren Investmentbankern noch mehr Geld zuzustecken? Was geht in Menschen vor, denen Anstand und Moral völlig egal zu sein scheinen? Das fragen sich nicht nur die Anteilseigner in diesen Tagen. Doch glücklicherweise scheiterte das Ansinnen am Veto des Finanzministeriums. Nach wie vor halten nämlich wir Steuerzahler über den Bankenrettungsfonds SoFFin 17% der Commerzbank-Aktien. Das genügte, um den Coup zu verhindern. Die Abfuhr ist ein herber Schlag für den Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus-Peter Müller, dessen Vita ihn geradezu als inoffiziellen Mitarbeiter der Bundesregierung erscheinen lässt. Wie konnte ausgerechnet ihm entgangen sein, dass seine Kameraden aus Berlin ihm diesmal nicht treu zur Seite stehen würden? Für so viel Chuzpe – oder auch Naivität – gebührt ihm der „Klodeckel des Tages“. Einen Wehrmutstropfen gibt es aber doch: Die Erhöhung der Bonusgrenze für den Vorstand auf 140% des Grundgehalts segneten die SoFFin-Vertreter ab – so ganz verderben wollten sie es sich mit ihren Banker-Kumpanen dann wohl doch nicht…

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