29.03.2024 Herzlich willkommen!

„Scripted Reality“: Flüchtlinge als Missbrauchsopfer der Gutmenschen

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Photo by dielinkebw

Sie machen einfach alles falsch. Die Gutmenschen unserer Zeit wollen die Welt verbessern und machen sie doch nur jeden Tag ein bisschen schlechter. In ihrer missionarischen Verbohrtheit schrecken sie vor nichts zurück. Seit die Zuwanderungskrise Europa gefangen hält, lässt sich dies täglich neu dokumentieren. Da werden tote Kinder am Strand fürs Foto drapiert, dutzendfach Bargeldfunde inszeniert oder „rettende Syrer“ bei einem Verkehrsunfall erfunden. In Schwäbisch Gmünd gingen die Ideologen nun einen Schritt weiter: Weil die Akteure fürs gewünschte Fotomotiv nicht zu sichten waren, wurden sie kurzerhand herbei geordert – samt Requisite. Anfang der Woche war Schwäbisch Gmünd von einem verheerenden Unwetter heimgesucht worden. Die unvorstellbare Wucht der Naturkatastrophe hat ihre Spuren hinterlassen. Teilweise unbewohnbare Häuser mit völlig zerstörter Einrichtung, Schäden in Millionenhöhe und von dickem Schlamm bedeckte Straßen. Für die Menschen ist ein Alptraum Realität geworden. Könnte es da schlimmer kommen? Ja, lautet die Antwort, wie wir seit Mittwoch wissen. Denn zu allem Überfluss mussten die Anwohner auch noch mit ansehen, wie ein offenbar aus Österreich stammendes Kamerateam fünf der in Schwäbisch Gmünd untergebrachten Asylbewerber auf die Straße schickte, um die richtigen Bilder für die eigene Mission zu bekommen.

Die verstörten Bewohner der Flüchtlingsunterkunft wurden auf die am ärgsten heimgesuchte Straße der Siedlung getrieben, um dort so zu tun, als beteiligten sie sich an den Aufräumarbeiten. Nachbarn besorgten ihnen wenigstens Arbeitskleidung und Gummistiefel, um sie nicht zusätzlicher Gefahr und Peinigung auszusetzen, während sie zugleich empört gegen die ungebetenen Voyeure vorgingen. Trotz Handgemenge und wütender Proteste bekamen diese jedoch ihr gewünschtes Filmmaterial, weil die Verantwortlichen der Stadt sie gewähren ließen. Denn das Kamerateam hatte sich Schwäbisch Gmünd nicht ohne Grund ausgesucht, gilt die seit 2009 von Oberbürgermeister Richard Arnold geführte 60.000-Einwohner-Stadt doch als eine der Vorzeigekommunen für Integrationsarbeit. Der deutschlandweit bekannt gewordene „Gmünder Weg“ verfolgt das Ziel einer schnellen Einbindung von Zuwanderern in das Stadtleben durch die gezielte Heranführung an ehrenamtliche Tätigkeiten, individuell gestaltete Deutschkurse, eine dezentrale Unterbringung sowie verstärkte Anstrengungen zur raschen Vermittlung von Beschäftigung. Damit hat sich Arnold Renommee erworben. Der 57-Jährige gehört zu den wenigen verbliebenen Hoffnungsträgern der CDU, die Kanzlerin Merkel noch nicht weggebissen hat. Im Vorfeld der Landtagswahl war er gar zur Kandidatur für das Amt des Ministerpräsidenten gedrängt worden.

Es erscheint durchaus glaubwürdig, dass Arnold von der Posse ebenso überrumpelt worden ist wie alle anderen auch, doch muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, dem absurden Ansinnen stattgegeben zu haben. Wer sich zum Helfer von Wahrheitsverfälschern macht, kann keinerlei mildernde Umstände für sich geltend machen. Auf Weisung der Filmenden musste nach den zu diesem Zeitpunkt bereits beendeten gröbsten Aufräumarbeiten ein Teil des zerstörten Mobiliars von den Asylbewerbern aus den Entsorgungscontainern in die leergepumpten Keller zurückgeschleppt werden, um es anschließend medienwirksam von dort wieder herauszutragen. Daneben mussten sie mit Schaufeln und Eimern im Schlamm für weitere Aufnahmen posieren. So sollte die politische Botschaft überbracht werden: „Seht her: Wir geben Euch etwas zurück!“ Oberbürgermeister Arnold rechtfertigte die Aktion in einem anschließenden Pressestatement damit, es habe der Wunsch bestanden, „speziell hier auch Flüchtlinge zu filmen, da diese bereits in den Tagen zuvor an anderer Stelle mit angepackt hatten“. Eine tatsächliche Beteiligung der Asylbewerber bei den vorherigen Aufräumarbeiten hatte jedoch keiner der Anwohner beobachtet. Was bleibt, ist Wut. Die Fälschung von Schwäbisch Gmünd ist der vorläufige Höhepunkt einer Inszenierung, mit der sich Politik und Medien ihr Grab immer tiefer schaufeln.

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3 Kommentare

  1. In der Tat unsäglich. Und solche „Possen“ („Betrügereien“ machten mich wohl zum „Rechten“)gehen letztlich zu Lasten der tatsächlich Hilfsbedürftigen.

    Mancher mediale Erguss von heute erinnert mich an meinen Geschichtsunterricht in der gymnasialen Mittel- und Oberstufe vor nunmehr 40 Jahren. Der Lehrer, dessen Familie NS-geprüft und er selbst thüringischer Herkunft war, nutzte seine Ost-Aufenthalte, Ausgaben des „Neuen Deutschland“ mitzubringen, deren Inhalte dann im Unterricht genüsslich seziert wurden. Seine Aussage „… und die glauben tatsächlich, dass das Volk ihnen diesen Schwachsinn abkauft“, habe ich heute noch im Ohr. Und komme zu dem unangenehmen Schluss, dass unsere heutigen Medien vielfach vergleichbare Mechanismen übernommen haben.

    Mein Lehrer ist kürzlich verstorben. Wenigstens Schwäbisch Gmünd musste er nicht mehr mit ansehen.

  2. „Da werden tote Kinder am Strand fürs Foto drapiert, dutzendfach Bargeldfunde inszeniert oder „rettende Syrer“ bei einem Verkehrsunfall erfunden“

    Da ist wahrscheinlich einiges dran. Aber bloße Behauptungen entbinden Sie noch nicht vom Belegen solcher Behauptungen. Könnten Sie das mit Beispielen belegen, wäre zumindest etwas Dampf aus der Diskussion genommen (falls Sie das überhaupt wollen). Das ist übrigens etwas, was wir der grün-linken Fraktion voraus haben könnten, wenn wir wollten: Eine Rationalität, der sich niemand entziehen kann, da die Argumente klar und stichhaltig sind. Überlassen wir das esoterische in der Diskussion einfach den Bonobos, dann können wir Schimpansen uns der Problematik annehmen.

    1. Sehr geehrter Herr Zander,

      in früheren Beiträgen und an manch anderer Stelle habe ich die Belege bereits geliefert. Sie finden hierzu sicherlich vieles im Internet. Daher fasse ich mich an dieser Stelle kurz:

      Was die Falschmeldung der Frankfurter Rundschau über syrische Ersthelfer bei einem Unfall angeht, so haben der Gießener Anzeiger, die Badische Zeitung und auch die WELT ausführlich berichtet und mich dabei als denjenigen namentlich genannt, der den Schwindel aufgedeckt hat. Die WELT konnte es freilich nicht unterlassen, mich in ein zweifelhaftes Licht zu rücken.

      Was den kleinen toten Aylan Kurdi angeht, der seinerzeit an den Strand gespült worden war, hat die Fotografin Nilüfer Demir, die das Bild schoss, welches um die Welt ging, im Interview erklärt, sie habe „den verstummten Schrei des Jungen hörbar machen“ wollen. Natürlich musste sie dazu ein Motiv transportieren, das anrührend, aber nicht abstoßend wirkt. Ihre Aussagen ließen schon seinerzeit den Eindruck entstehen, hier sei hinsichtlich des Arrangements der Leiche nachgeholfen worden, zumal mit Blick auf die anderen am Strand angespülten Wasserleichen, die eben nicht wie schlafend da lagen, sondern teils völlig verdreht und zwischen den Felsen.

      Mit Blick auf die vielen Dutzend gemeldete Geldfunde durch Flüchtlinge hatte ich schon im vergangenen Sommer auf einen Fall verwiesen, bei dem zwei Funde an völlig unterschiedlichen Orten mit ein und demselben Finderbild illustriert waren. Hier handelt es sich um eine für die Förderung der Willkommenskultur mit wechselnden Handelnden und unterschiedlichen Beträgen entwickelte Agenturgeschichte. Würde man dies anzweifeln, müsste dennoch ins Auge springen, dass eine solche Häufung verlorener Großbeträge mit Findern, die stets der Gruppe der Flüchtlinge angehören, jeder Wahrscheinlichkeit zuwiderläuft. Mindestens sollte selbst der Gutgläubigste fragen, warum denn nicht ebenso plakativ über andere Geldfunde berichtet wird, die es nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit dann zuhauf geben müsste.

      Freundliche Grüße,
      Ramin Peymani

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