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Steinzeit-Statistik als Trick: Wie die Enteignung verschleiert wird

Der „Klodeckel des Tages“ geht an das Statistische Bundesamt für die mit vorsintflutlichen Methoden errechnete Inflationsrate. In der abgelaufenen Woche wartete die Wiesbadener Behörde mit der Meldung auf, der Verbraucherpreisindex für Juli habe auf Jahressicht nur um 1,9% zugelegt. Was so erfreulich klingt, ist in Wahrheit die dreisteste Mogelpackung seit der Erfindung des Euros. Und mit dem Euro hat sie auch direkt zu tun: Unmittelbar nachdem die Gemeinschaftswährung 2002 Einzug in unsere Portemonnaies gehalten hatte, bemerkten die Statistiker nämlich, welch verheerender Verteuerungseffekt über Nacht von dem neuen Geld ausgegangen war. Eilig musste eine Lösung her, um den aufkommenden Unmut von Medien und Verbrauchern im Keim zu ersticken. Und so wendet das Statistische Bundesamt seit Sommer 2002 die sogenannte hedonische Preisbereinigung an. Ein cleverer Trick, um die offiziell gemeldete Preissteigerungsrate klein zu rechnen. Die „hedonische Methode“ wirkt sich nämlich in hohem Maße dämpfend aus. Preissteigerungen fließen hierbei nur insoweit in die Statistik ein, als sie nicht durch Produktverbesserungen kompensiert werden. Zum Beispiel werden Leistungssteigerungen technischer Geräte infolge von Weiterentwicklungen als geldwerter Vorteil quasi vom Kaufpreis abgezogen. So kann die Inflationsrate für einen Computer negativ sein, obwohl dessen Anschaffungspreis höher liegt als im Jahr zuvor. Die Frage, ob der Kunde die von der Branche aufgezwungenen Verbesserungen nutzt oder gar benötigt, bleibt dabei ebenso unberücksichtigt, wie die durch mehr oder minder sinnvolle Innovationen verursachte kürzere Nutzungsdauer. Auch eine objektive Verschlechterung von Produktmerkmalen spielt im hedonischen Ansatz keine Rolle, sie müsste jedoch, der Logik der Methode folgend, inflationssteigernd wirken. Neben dem „hedonischen Trick“ rechnen die Statistiker den Warenkorb aber auch noch auf andere Weise schön: Sie unterstellen, dass der „homo oeconomicus“ sein Kaufverhalten anpasst, wenn von ihm favorisierte Produkte teurer werden. Dass dieses Verhalten erst ab einem deutlicheren Preisanstieg zu beobachten ist, wissen Markenforscher. Solange die Verteuerung im überschaubaren Rahmen bleibt, hält die Masse der Verbraucher ihrem Lieblingsprodukt die Treue. Insofern verzerrt die unterstellte „Substitution“ die Inflationsrate ebenfalls nach unten. Ganz und gar untauglich ist darüber hinaus der Spagat der Statistiker, einerseits den Warenkorb in seiner Zusammensetzung ununterbrochen an das Konsumentenverhalten anpassen zu wollen, die Gewichtung der einzelnen Gruppen von Waren und Dienstleistungen andererseits aber nur alle fünf Jahre zu ändern. Der gemittelte Wert ist also schon aus diesem Grund immer nur eine schlechte Annäherung an die eigene Kostensteigerungssituation. Viel näher an der Wahrheit liegt da die Inflationsrate für die Produkte des täglichen Bedarfs. So verteuerten sich Lebensmittel auf Jahressicht um sage und schreibe 5,7% – ein Wert, der sich schon eher mit der von den Statistikern zur Diskriminierung eigenständigen Denkens erfundenen „gefühlten Inflation“ deckt. Schade nur, dass sich so wenige Menschen wirklich gerne mit Zahlen beschäftigen. Das hemmungslose Gelddrucken der EZB träfe auf weit stärkeren Widerstand, würden sich die Deutschen mehr ihrem Geld und dessen verschleierter Entwertung widmen. Die Inflationslüge müsste längst Dauerthema sein – aber es ist ja soviel beruhigender, sich in Sicherheit wiegen zu lassen. Der Deutsche hat halt gerne seine Ruhe…

Lesen Sie hierzu auch: „Lebensmittel werden 5,7 Prozent teurer“ (RP ONLINE, 14.08.2013)

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