26.04.2024 Herzlich willkommen!

Durch die grüne Brille: Boris Palmer und die Schönheit der Windräder

Zuletzt hat mich ja eher die Weltpolitik beschäftigt, vor allem die naive Haltung mancher Journalisten und Politiker zum Islamismus. Hierzu hätte ich nach Claudia Roths Blitzbesuch im Irak zur Inszenierung eines kameratauglichen Hintergrundmotivs für ihr selbstgerechtes Nein zu Waffenlieferungen an die vom IS-Terror bedrohten Kurden auch wieder jede Menge zu sagen. Die Bundestagsvizepräsidentin wollte wohl mit Blick auf die nahenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg noch einmal die pazifistische Karte ausspielen, die in den Hochburgen der Linkspartei unentschlossene Wähler zu den Grünen locken soll. Um Frau Roth soll es zwar heute nicht gehen, einen grünen Preisträger gibt es aber dennoch: Der „Klodeckel des Tages“ geht an Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, vielen bekannt aus der hitzigen Schlacht um das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“. Dieser verewigte sich Mitte der Woche mit einem Gastbeitrag in der „WELT“, um uns Skeptikern der Energiewende die Leviten zu lesen. Im Hochgefühl der moralischen Überlegenheit machte der grüne Überzeugungstäter keinen Hehl aus seiner Verachtung für uns Normalsterbliche, die wir uns immer noch gegen die Zwangsökologisierung unseres Alltags wehren.

Zwar ließ Palmer durchblicken, dass er uns noch eine letzte Chance einräumt, ihm auf den Pfad der grünen Tugend zu folgen, doch machte er auch deutlich, dass er es nicht länger duldet, wenn wir „Bioprodukte für Firlefanz halten, große Autos in der Garage haben, nie Grün wählen würden und Umgehungsstraßen in freier Landschaft für einen Segen halten“. Ganz und gar unverständlich sind Palmer die Vorbehalte gegen Windparks. Er hält sie vielmehr für einen Anziehungspunkt für Besucher, „die sie offenbar nicht besonders abstoßend finden“. Mal dahin gestellt, ob das so ist, zieht der grüne Windmühlenfan daraus die falschen Schlüsse; auch schwere Autobahnunfälle locken immer wieder Scharen von Schaulustigen an. Überhaupt ist die Argumentation des Tübinger OB recht krude. In seinem Rundumschlag gegen den großen Rest der Gesellschaft, der sich der grünen Ideologie nicht anschließen mag, vermeidet er jede Differenzierung zwischen sinnvollen Alternativen und der energiepolitisch völlig untauglichen Verspargelung der Natur, deren Schutz er und seine Mitstreiter einst in den Rang eines Staatsziels erhobenen hatten. Er leugnet dabei die Tatsache, dass zum Aufstellen eines einzigen Windrads riesige Waldflächen gerodet, eingeebnet und betoniert werden müssen – von der Anlegung der Zufahrtswege ganz abgesehen.

In bemerkenswerter Weise verniedlicht Palmer diese schweren Eingriffe, die er – man höre und staune – auch in den einstigen grünen Refugien der Landschafts- und Naturschutzgebiete sowie in Biosphärenreservaten für statthaft hält. Seine Behauptung, die Umweltschäden seien „minimal“, ist eine grandiose Wahrheitsverfälschung, die an Demagogie grenzt. Geflissentlich verschweigt der Sohn eines Obstbaumkundlers, dass das Bundesnaturschutzgesetz der grünen Zerstörungswut eine klare Absage erteilt. „Großflächige, weitgehend unzerschnittene Landschaftsräume sind vor weiterer Zerschneidung zu bewahren“, heißt es dort klipp und klar. Die Grünen waren einmal angetreten, genau hierfür zu kämpfen. Eine Fülle von Gesetzen und Verordnungen haben wir ihnen zu „verdanken“, auch so unsinnige wie den Schutz wandernder Kröten oder das Umsiedeln seltener Insekten vor Bauvorhaben. Doch in einer Zeit, in der sich die Gründungsideale der Partei überlebt haben, soll die Grundlage für das Fortbestehen nun offenbar dadurch gesichert werden, dass man von der Naturschutzpartei zur selbsterklärten Energieintelligenz mutiert. Die grüne Gleichschaltung der Gesellschaft läuft auf Hochtouren – wo bleibt der zivile Ungehorsam?

3 Kommentare

  1. Schwere Autobahnunfälle haben viel mit Windparks gemein, allerdings werden die Todesopfer bei Autounfällen noch am selben Tag entsorgt, während die ökologisch korrekten Opfer unserer Vogelwelt erst am nächsten Tag entsorgt werden. Vermutlich weil es einfach zu viele sind.

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