Julia Schramm ist eine von vielen, die auf der Welle des anfänglichen Erfolgs einer links-anarchistischen Gruppierung in die bezahlte Politik surfen wollen. Dieses Ziel rückt jüngsten Meinungsumfragen zufolge nicht nur für die Hobby-Autorin in immer weitere Ferne. Mit ihren arg widersprüchlichen Ansichten zum Urheberrecht verdient sie sich nun immerhin den „Klodeckel des Tages“. Noch im April 2012 bewarb sich Schramm für den Bundesvorsitz der Piratenpartei, scheiterte jedoch klar, weil ihr schon beim dortigen Parteitag keiner mehr glaubte. Grund war ein ekliges und obszönes Buch, in dem Schramm ziemlich bildhaft ihre Erfahrungen beim Cyber-Sex beschreibt und auch sonst kein Blatt vor den Mund nimmt. Wenig geschmackvoll lässt sie die Leser unter anderem wissen, dass es gar nicht so schockierend sei, wenn Frauen „an inneren Blutungen sterben, weil sie Sex mit einem Pferd haben“. Auch über ihr eigenes Triebleben steht sie robust Rede und Antwort, stellt sich dabei aber immerhin die Grundsatzfrage: „Muss ich alle Löcher zur Verfügung stellen?“. Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Die Piratenmitglieder waren nicht etwa angewidert von den Buchinhalten, sondern lehnten Schramm mehrheitlich ab, weil diese mit ihrem „Erguss“ richtig Geld verdienen und kostenlose Internetveröffentlichungen keineswegs akzeptieren wollte. Das Gesamtkunstwerk war einige Zeit komplett als Gratis-Download im Internet verfügbar, doch Schramm und ihr Verlag griffen ein und ließen dies untersagen. Wer würde schon für das „Lesevergnügen“ bezahlen, wenn er zum Cybersex gleich die passende Untermalung kostenfrei und online erhalten könnte? Zumal sich die Beschäftigung mit dem Buch für die Zielgruppe zur Erfüllung des spontanen Zwecks ohnehin jeweils auf nur wenige Seiten beschränken dürfte. So ist die verhinderte Ober-Piratin nun in der unsanften Realität gelandet, die sich ihre naiv-anarchistisch veranlagten Parteikollegen wohl nie erschließen werden. Und es dämmert auch immer mehr ehemaligen Unterstützern, dass die Piraten stets nur so lange die Abschaffung von Privilegien oder Einschränkungen fordern, wie sie selbst vom Ergebnis nicht betroffen sind. So funktioniert linke Politik. Julia Schramm ist dafür das beste Beispiel. Setzte sie sich als so genante Urheberrechts-Expertin noch vor einiger Zeit vehement für die totale Freigabe aller geistigen Erzeugnisse ein, möchte sie davon zumindest in ihrem Fall nun nichts mehr wissen. Ihre Reaktion lässt wenig menschliche und schon gar keine politische Reife erkennen: „Das ist eine Provokation, es geht nur darum, mich vorzuführen, jetzt krakeelt eben wieder der Mob“. Schramm sollte sich jedoch nicht zu lange ärgern, sondern sich mit dem Wissen trösten, dass sie sich schon bald wieder als Teil des „krakeelenden Mobs“ fühlen darf. Dann kann auch sie wieder auf andere zeigen und Forderungen stellen, die sie hoffentlich in Zukunft nicht wieder selbst betreffen.
Durchgefallen im Praxistest – die Piraten und der "Faktor Mensch"
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Aber: Frau Schramm ist nicht daran Schuld, dass ihre Partei mit ihrer Verlogenheit nicht konsequent umgeht: http://neuemodelle.wordpress.com/2012/09/20/liebe-piraten/
außerdem lastet auf den Piraten ein Fluch: http://neuemodelle.wordpress.com/2012/08/05/der-fluch-der-piraten/