Der „Klodeckel“ geht diesmal an das „Ministerium für islamische Angelegenheiten“ auf den Malediven, das in dieser Woche ein Tanzverbot verhängt hat. Der aufgeklärte Mitteleuropäer mag ungläubig staunen, doch das Islamministerium gibt es tatsächlich. Nahezu unbemerkt verändert sich die immer noch als Urlaubsparadies geltende Inselgruppe im Indischen Ozean mit rasantem Tempo. Recht wenig erfährt man hierzulande über die besorgniserregenden politischen Entwicklungen der letzten Jahre. Inzwischen belegen die Malediven stabil einen der vorderen Plätze auf dem christlichen Weltverfolgungsindex, den die Organisation „Open Doors“ jedes Jahr erstellt. Immer mehr weicht die traditionell eher moderate sunnitische Version des Islam, der seit Mitte des 12. Jahrhunderts auf den Malediven zuhause ist, einem Fundamentalismus, in dem religiöse Hardliner zusehends an Einfluss gewinnen. Unter diesem Druck öffnete der seit Februar amtierende Präsident Mohammed Waheed Hassan seine Regierung für die streng religiös-konservative Adhaalath-Partei (AP), die sich unter anderem für die Einführung der Scharia stark macht. Er gab damit den Fundamentalisten weiteren Auftrieb, die schon Ende vergangenen Jahres die vorübergehende Schließung von Wellness-Bereichen in den Touristenhotels erzwungen hatten, weil dort angeblich Bordelle eingerichtet seien. Ebenso fordern die Hardliner ein Verbot für den Konsum von Schweinefleisch und Alkohol. Nach Auffassung der AP gibt es eine lange Liste schädlicher Einflüsse, die zu unislamischem Verhalten beitragen. Bei Zigaretten- und Internetkonsum möchte man den geistlichen Führern noch folgen, warum aber auch Musik und Lieder der maledivischen Jugend schaden sollen, erschließt sich nicht so leicht. Auf Druck der religiösen Hardliner sollen nun gar öffentliche Tanzveranstaltungen verboten werden, die als unanständig gelten. Das zuständige Ministerium erließ eine Richtlinie, die neben „unanständigem Tanzen“ auch verbietet, dass minderjährige Mädchen an Veranstaltungen teilnehmen, bei denen sie Gefahr laufen, zum Tanzen aufgefordert zu werden. Tröstlich ist immerhin, dass Kinderfeste auch weiterhin erlaubt sein sollen und sich das Verbot von Musik und Liedern für Jugendliche nicht auf die Nationalhymne erstreckt. Ganz und gar im Reinen mit der Welt ist der neutrale Beobachter wieder, wenn er hört, dass außerdem Militärparaden weder unter das Verbot „unanständiger“ Bewegungen, noch „schädlicher“ Musik fallen. Na, da kann man ja getrost weiterhin fröhlich Urlaub im Inselparadies machen. Dachte man an die Malediven, so ging Anfang des Jahrtausends die Angst um, dass sie einmal im Meer versinken. Die größte Sorge ist dies wohl heute nicht mehr…
Untergang der Malediven: Die Vetreibung aus dem Paradies
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