Der Klodeckel geht diesmal an Michael Schumacher. Mit der seit einigen Wochen vermuteten und nun offiziellen Ausmusterung aus dem Formel-1-Team von Mercedes schließt sich der Kreis der Selbstdemontage eines einstigen Denkmals. Nur wenige hatten Schumacher bei dessen Rückkehr aus dem Ruhestand vor drei Jahren zugetraut, noch einmal in die Nähe früherer Leistungsstärke zu kommen. Viele hatten gewarnt, es könne ihm so ergehen, wie unzähligen anderen im Leistungssport, die einfach nicht wahrhaben wollten, dass ihre Zeit vorbei ist. Wie sein prominentester Vorgänger Lothar Matthäus war auch der ehrgeizige Schumacher davon überzeugt, selbst als Vierzigjähriger den Jungen noch etwas vormachen zu können. Doch es zeigte sich früh, dass daraus wohl nichts mehr würde. Hakte man die erste Comeback-Saison noch als Eingewöhnungsphase im sich schnell weiterentwickelnden Automobilsport ab, so wurde spätestens im vergangenen Jahr deutlich, dass ihm nicht nur sein jüngerer Teamkollege längst den Rang abgelaufen hatte. Schumacher landete oftmals unter ferner liefen und fiel eigentlich nur durch Rüpeleien auf der Rennstrecke auf, die ihn schon zu seinen besten Zeiten nicht gerade zum beliebtesten Fahrer gemacht hatten. Einen Aufwärtstrend wollte so mancher dennoch erkannt haben und träumte für 2012 gar von neuerlichen Siegen des siebenmaligen Weltmeisters. Doch es kam ganz anders: Gerade einmal ein dritter Platz steht als Saisonbestleistung zu Buche – und dies in einem Rennen, in dem eine Reihe vor ihm liegender Autos kurz vor dem Ziel noch ausfielen. Nach zwei Dritteln der Saison zieht Mercedes nun die Reißleine und setzt seinem vermeintlichen Star zum Jahresende den Stuhl vor die Tür. Nur in der Hälfte aller Saisonrennen war Schumacher überhaupt ins Ziel gekommen. Mal fiel er durch technische Probleme aus, oft aber auch durch ungestüme Fahrmanöver wie zuletzt in Singapur, als nach seinem Auffahrunfall bereits gespottet wurde, der alte Mann sei wohl kurz am Steuer eingenickt. Dies war die Höchststrafe für das frühere Idol, was Mercedes nun veranlasste, Fakten zu schaffen. Mehr Demütigung geht kaum für einen Mann, der bis vor Kurzem noch glaubte, im Poker um eine weitere Zusammenarbeit mit Mercedes am längeren Hebel zu sitzen. Schumacher selbst wollte sagen, wann Schluss ist. Die Nichtverlängerung seines Vertrages kommt nun einem Rauswurf gleich, den ein Michael Schumacher nur schwer verdauen dürfte, so sehr er sich im Moment einer seiner schwersten Niederlagen um Größe bemühte. So ist es also denkbar, dass er noch einmal bei einem anderen Team anheuert, damit er den Zeitpunkt für sein endgültiges Karriere-Ende selbst wählen kann. Zu wünschen wäre ihm jedoch die Einsicht, dass er seine ganze persönliche Formel-1-Zielflagge nunmehr gesehen hat.
Von einem, der nicht aufhören konnte: Schumachers bitteres Aus
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