In dieser Woche war ich zu Besuch in Berlin. Es waren sehr interessante Tage und irgendwie war es auch eine Reise in die Vergangenheit. Meine Mutter stammt aus der ehemaligen DDR, konnte aber kurz vor dem Mauerbau mit ihren Eltern und beiden Geschwistern in den Westen übersiedeln – nicht ohne allerdings sämtliches Hab und Gut zurückzulassen. Doch nicht alle Verwandten schafften den Absprung, und so besuchte ich als Heranwachsender mehrfach die DDR. Nach dem Fall der Mauer war ich zuletzt 2006 in Berlin. Ein Gang zum Brandenburger Tor ist dabei stets Pflicht, wie auch der Besuch der Reste der Berliner Mauer. Gerade Letzteres wird jedoch von Mal zu Mal schwieriger, da die wenigen Überbleibsel dieses historischen Mahnmals mehr und mehr der Bauwut der Stadt weichen müssen. Berlin tut viel, um an die Schrecken des kommunistischen Terrors zu erinnern, doch macht es mich sehr betroffen, dass die sichtbarsten Dokumente der Unmenschlichkeit nach und nach verschwinden. Denn Gedenkstätten, Museen und Ausstellungen sind nicht einmal halb so beeindruckend wie die tatsächliche Berliner Mauer am Originalstandort. Das längste noch erhaltene Stück Mauer steht heute in der Mühlenstraße. Oder besser gesagt: Es stand. Der Zufall wollte es nämlich, dass just am Tag meiner Ankunft am 27. März im Morgengrauen eine sechs Meter breite Schneise in die weltberühmte „East Side Gallery“ geschlagen wurde Es handelt sich dabei um ein ursprünglich gut 1.300 Meter langes, von über 100 internationalen Künstlern bemaltes Stück Originalmauer, das allerdings inzwischen an vielen Stellen durchbrochen worden ist, weil es den Verantwortlichen seit 2006 immer wieder im Weg steht. Den „Klodeckel des Tages“ gibt es deshalb für Franz Schulz, den Bürgermeister des zuständigen Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Zwar wurde der zugrunde liegende Bebauungsplan im Jahr 2005 und damit ein Jahr vor dem Amtsantritt des GRÜNEN-Politikers festgesetzt, doch hätte Schulz die Zerstörung des zeitgeschichtlichen Monuments noch verhindern können. Er war zudem vor seiner Bürgermeisterzeit als Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bauen bereits maßgeblich beteiligt. So geht ein weiteres Stück Erinnerung an die deutsche Teilung verloren, damit Geld in die geplünderten Kassen kommt: Vor drei Wochen ließ Schulz ausrichten, dass man „grundsätzlich schwerwiegende Bedenken gegen die Translozierung von Denkmalen“ habe. Allerdings würden diese wegen der „erforderlichen Erschließung der Baugrundstücke zurückgestellt“. Es ist bedauerlich und beschämend, dass hier der Eindruck entsteht, es fehle das richtige Gespür für den Umgang mit dem Unrechtsstaat DDR. Dieser Eindruck speist sich insbesondere aus dem Wissen, dass die GRÜNEN bis zur Wiedervereinigung eine beträchtliche Anzahl extremer Linker beherbergten, von denen nicht wenige anschließend zur SED-PDS übertraten. Wünschenswert wäre deshalb, wenn auch die Öko-Gutmenschen den Terror von links mit der gleichen Vehemenz und Gradlinigkeit brandmarken würden, wie den Terror von rechts. Dazu gehört, dass dort, wo eine Todeszone an die Verbrechen radikallinker Ideologie erinnert, die Denkmalpflege niemals Investoreninteressen unterliegen darf. Einem Mahnmal gegen den Nazi-Terror wäre dies ganz sicher nicht passiert…
Geld statt Gedenken: "Die Mauer muss weg!"
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