Sie sind eben auch nicht besser als all die anderen: Kaum an den Fleischtöpfen der Politik angekommen, ist es vorbei mit den edlen Vorsätzen. Gierig ist der Mensch, selbstsüchtig und schlecht. So muss man Goethes berühmten Imperativ nach dem Aufschrei der Empörung aus dem Kreis der insgesamt 45 Landtagsabgeordneten der Piratenpartei wohl abwandeln. Voller Unverständnis und in charakteristisch-schnoddrigem Tonfall weigern sich die Mandatsträger der „Linkspartei mit Internetanschluss“ vehement, einer quer durch alle Parteien üblichen Praxis zu folgen, einen Bruchteil ihrer üppigen Abgeordnetendiäten an ihre Partei zu spenden. Wie schon seine Vorgänger scheitert auch der erst im Frühjahr gewählte Bundesvorsitzende Bernd Schlömer mit dem Versuch, die anarchistisch geprägte Chaostruppe zu einer politisch halbwegs arbeitsfähigen Partei zu formen, die bereit ist, sich wenigstens den Grundregeln gemeinschaftlichen Wirkens zu unterwerfen. Dabei vergessen die Poltik-Azubis völlig, dass sie nicht ihrer hübschen Gesichter wegen oder gar aufgrund besonders kluger politischer Ideen in die vier Landtage geschwemmt worden sind, sondern ausschließlich aufgrund eines vorübergehenden Hypes um eine neue linke Kraft in Deutschland, der auch schon wieder abebbt. Ohne „ihre“ Piratenpartei, die ihnen zunächst einmal überhaupt eine Plattform zur eigenen Darstellung geboten und schließlich vor allem den Wahlkampf finanziert hat, würden alle 45 IT-Nerds noch friedlich hinter ihrem Laptop schlummern, Pickel ausdrücken und Pizza kauen. Viele Anfängerfehler der Piraten nimmt man angesichts mangelnder Highlights im Sommerprogramm der Fernsehsender noch schmunzelnd zur Kenntnis. So etwa, dass die Landespartei in Niedersachsen demnächst ihren dritten Anlauf nehmen muss, um – dann vielleicht ohne erneute Formfehler – endlich ihre Kandidatenliste für die Ladtagswahl 2013 aufzustellen. Oder aber den auf dem niedersächsischen Parteitag verhängten teilweisen Presseausschluss, der einen Fingerzeig gibt, was die Piraten mit „Klarmachen zum Ändern“ meinen: Offenbar geht es dabei um die Einschränkung der Pressefreiheit. Transparenz ist eben immer nur bei den anderen gut. Aber zurück zu den Systemgünstlingen, die den Hals nicht voll genug bekommen können. Wie es Anhängern linker Gesinnung so eigen ist, finden auch die Piraten Geld immer nur dann doof, wenn andere es verdienen. „Jedem das Seine, mir das Meiste!“ Oder wie es der schleswig-holsteinische Abgeordnete Uli König formuliert: „45 Piraten können nicht die Bundespartei durchfüttern.“ Eine seltsame Sicht, die nur eines offenbart: Der sprichwörtliche Neid linksradikal Veranlagter lässt es nicht einmal zu, ihren Gesinnungsgenossen den „fairen Anteil“ zu gönnen, den sie selbst stets so gerne einfordern.
Solidarität unter Piraten – Jedem das Seine, mir das Meiste!
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