Der heutige Klodeckel geht an das Weltwirtschaftsforum in Davos, das in der abgelaufenen Woche wieder einmal die sogenannte und selbsternannte globale Elite in die schneesicheren Schweizer Berge lockte. Mehr als 2.500 Teilnehmer zählten die Organisatoren in den fünf Tagen des Happenings, das neben Partys und Wintersport auch Podiumsdiskussionen und andere Formen des Gedankenaustauschs bot. Die mit sich selbst beschäftigte Schickeria aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft unterhielt sich dabei hervorragend. Das selbsterklärte Ziel des alljährlichen Debattierclubs wurde allerdings auch 2012 wieder deutlich verfehlt, was kaum verwundert, war es doch in all den Jahren zuvor nicht anders. „Den Zustand der Welt zu verbessern“, ist das Credo der Ausrichter – sicher ein hehres Ziel, aber eben auch nicht mehr als ein Alibi, um es sich als Top-Manager, Spitzenpolitiker oder Chef-Ökonom einfach mal samt Entourage für ein paar Tage so richtig gut gehen zu lassen und mit seinesgleichen in entspannter Atmosphäre zwanglos zu relaxen. Aber auch ohne sarkastische Betrachtung, die leicht als Neid daher kommen mag, stellen objektive Beobachter nüchtern fest, dass mehr als sonst die Diskussion unterschiedlicher Lösungsansätze diesmal in der Darlegung der eigenen Standpunkte steckenblieb. Immer weniger sind Ökonomen und Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks gewillt, einander zuzuhören oder gar voneinander zu lernen. Die Geschäftswelt wiederum hat sich ohnehin weitgehend aus der politischen Diskussion zurückgezogen, wenn sie nicht gerade selbst Teil des Finanzwesens ist. Und der Zusammenbruch all der hübschen Modelle, an die sich Volkswirtschaftler weltweit seit Jahrzehnten sklavisch geklammert haben, führt inzwischen zu einem Glaubwürdigkeitsverlust, der es den Top-Vertretern der Zunft schwer macht, Ernst genommen zu werden. Impulse gingen von Davos also nicht aus, und die zentrale Frage nach Sinn und Nutzen einer politisch durchgepeitschten europäischen Integration wurde kaum diskutiert, geschweige denn beantwortet. Weitaus wichtiger als Zukunftsfragen waren den Teilnehmern die aktuellen Schwelbrände und die Beschäftigung mit deren Historie. Alles in allem also ein recht sinnloses Treffen für die Welt, aber eine tolle Woche für die Urlauber-Elite.
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