Am heutigen Sonntag geht der „Klodeckel“ an Manuel Neuer, den aktuellen Stammtorhüter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Schon lange habe ich ungläubig verfolgt, wie sehr der recht gute, aber keinesfalls Weltklasseniveau repräsentierende Bayern-Torhüter von den Medien hochgejubelt wurde. Gerade in der zurückliegenden Saison musste er so manches Gegentor auf seine Kappe nehmen und hat nie das Versprechen eingelöst, in die Fußstapfen eines Oliver Kahn zu treten. Natürlich ist niemand frei von Fehlern, doch die Häufigkeit, mit der Manuel Neuer seine ordentlichen Reflexe auf der Linie mit abenteuerlichen Einlagen kompensiert, bei denen er hohe Bälle nach Flanken und Standardsituation erst gefährlich macht, kann auch der Fachwelt eigentlich kaum verborgen geblieben sein. Und der stets als hervorragender Fußballer Gepriesene zeigt immer wieder enorme Schwächen, wenn er die von seinen Mitspielern zurückgespielten Bälle dem Gegner geradewegs in die Füße schlägt. Regelmäßig werden die gegnerischen Stürmer so zum Tore schießen eingeladen. Nun endlich haben es zumindest die Fußballfans in Deutschland gemerkt: Ein Neuer wird gebraucht! An einer Umfrage der BILD-Zeitung haben sich mehr als 150.000 Leser beteiligt, und auch wenn das Ergebnis möglicherweise nicht repräsentativ ist, so spricht es doch Bände: Nur noch 42% halten Neuer für die berechtigte Nummer 1. René Adler, Neuers Vorgänger im DFB-Kasten, kommt übrigens auf den gleichen Stimmenanteil – und das, obwohl er erst seit dieser Saison nach einer langwierigen Verletzung und fast einem Jahr ohne Spielpraxis wieder das Tor einer Bundesligaelf hütet. Ohne diese Verletzung hätte Neuer den damals überragend haltenden Adler wohl niemals im Tor der Nationalmannschaft abgelöst. Was sich nun am vergangenen Dienstag beim WM-Qualifikationsspiel in Berlin abspielte, spottet jeder Beschreibung. Mit sage und schreibe 4:0 lag die DFB-Elf nach einer Stunde vorn, ehe die Schweden Tor um Tor aufholten und mit dem Schlusspfiff das noch nie dagewesene Kunststück vollbrachten, den deutschen Kickern einen Vier-Tore-Vorsprung noch abzujagen. Zu einer Fußballmannschaft gehören mindestens die elf Spieler auf dem Platz. Und wenn so etwas Unglaubliches passiert, sind die Gründe vielfältig. Auslöser war aber Manuel Neuer, der nie sicher wirkte und beim zweiten Tor der Schweden tölpelhaft agierte. Diese Szene war die Initialzündung für eine sagenhafte Aufholjagd und eine mehr und mehr verunsicherte deutsche Mannschaft, die Angst vor jedem Ball haben musste, der Richtung eigenes Tor segelte. Hoffentlich werden auch der Bundestrainer und sein Stab die Dinge mit einigem Abstand nüchtern betrachten und zu dem Schluss kommen, dass Deutschland mindestens einen besseren Torhüter hat, der dauerhaft und zuverlässig in der Lage ist, auf höchstem Niveau zu spielen.
Chaos-Spiel der Nationalmannschaft: Neuer im Tor gesucht
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