Er ist nicht zu beneiden, doch Mitleid muss man nun wirklich nicht haben. Er macht den Job ja immerhin freiwillig. Und irgendwie macht er ihn auch ganz schön schlecht. So schlecht, dass seine Partei ihn nicht einmal als Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken wollte. Die Rede ist von Sigmar Gabriel (SPD), dem es einfach nicht gelingt, seine SPD und Peer Steinbrück im Bundestagswahlkampf einmal positiv in Szene zu setzen. Viele Genossen scheinen daher drei Wochen vor der Wahl bereits aufgesteckt zu haben, zumal selbst ein Zusammenschluss aller roter und grüner Farbschattierungen jüngsten Umfragen zufolge keine Mehrheit mehr findet. Was immer Gabriel anpackt, es geht schief. Man hört inzwischen wenig von ihm, gerade so, als wisse er, dass es sowieso keinen Zweck mehr hat. Und wenn er sich doch einmal zu Wort meldet, grätscht ihm Steinbrück umgehend in die Parade, wie unlängst beim Thema Steuern oder einige Wochen zuvor nach seinem vehementen Einsatz für Tempolimits. Heute erhält Sigmar Gabriel nun den „Klodeckel“ für seine zum Wochenausklang erhobene Forderung, die Hausaufgaben abzuschaffen. Er strebt dies im Zusammenhang mit einem Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz an, den er im Falle eines Wahlsieges einführen will. Nun kann man gerade in der Bildungspolitik vortrefflich über manches streiten, und es sei hier gesagt, dass es an dieser Stelle nicht um das Für und Wider von Ganztagsschulen geht. Gabriels Vorschlag ist eher wegen der Begründung so absurd, mit der er die Hausaufgaben abschaffen will. Was Generationen von Schülern zum Lernen angespornt hat, was jungen Lernwilligen täglich neue Erfolgserlebnisse beschert und letztlich der Institution Schule überhaupt ein Instrument an die Hand gibt, um Leistungen zu bewerten, soll nach Gabriels Wille künftig der Vergangenheit angehören. Hausaufgaben, moniert der SPD-Chef, seien sozial ungerecht, weil sie denjenigen Schülern einen Vorteil verschaffen, die schlauere Eltern haben. Auf so etwas muss man erst einmal kommen, und würde der Kalender nicht inzwischen September, sondern noch Juli anzeigen, Gabriels Vorstoß wäre der rechte Platz als Kuriosum im Sommerloch zugewiesen worden. So aber müssen wir von einem ernst gemeinten Beitrag ausgehen, der einmal mehr verdeutlicht, wie tief die altvorderen Genossen in ihrem linken Weltbildtrauma verhaftet sind. Alle müssen gleich sein. Und weil es andersherum so viel schwieriger ist, bitte alle gleich dumm. Wenn Akademiker ihren Sprösslingen bei den Hausaufgaben helfen, die sogenannten bildungsfernen Schichten ihren Nachwuchs aber lieber sich selbst überlassen, statt dessen schulische Pflichten aktiv zu begleiten, sind nicht ignorante Eltern das Problem, sondern die Schularbeiten. Immerhin, konsequent ist die SPD: Leistung ist verpönt; was im Berufsleben recht ist, kann in der Schule nur billig sein. Warum auch Schüler mit Leistungsdruck quälen, wenn man doch sowieso eine leistungsfreie Gesellschaft anstrebt? Da dürften die Genossen auf offene Ohren bei den grünen Umerziehern stoßen, die dort, wo sie konnten, auch das Sitzenbleiben bereits abgeschafft haben. Schule als kuschelige Betreuungseinrichtung, die Fleiß und Eifer nicht mehr belohnt, sondern das gescheiterte Multikulti-Experiment verwaltet. Leistungsbereitschaft ist ein asozialer Charakterzug – wer dem zustimmt, wählt rot-grün.
Lesen Sie mehr dazu hier: „Gabriel will Hausaufgaben abschaffen“ (RP ONLINE, 31.08.2013)