29.03.2024 Herzlich willkommen!

Der Grobe und der Grube: Weselsky steuert Lokführer aufs Abstellgleis

In dieser Woche kann der „Klodeckel“ nur an einen gehen – an Claus Weselsky, Herrscher über die GDL. Zwar haben seine Lokführer inzwischen endlich aufgehört zu streiken, doch hat der Imperator trotz einer uns nun großzügig gewährten „Streikpause“ bereits neues Ungemach angekündigt. Niemand scheint den völlig außer Kontrolle geratenen Funktionär bändigen zu können, den die gefährliche Mischung aus blinder Entschlossenheit und Großmannssucht zum unberechenbaren Gegner macht. Kein Stück rückt Weselsky von seinen Maximalforderungen ab, thront er doch über der mächtigen GDL, die mit ihren wenigen Mitgliedern ein ganzes Land lahmlegen kann. Und so fragen sich viele, ob er sich beim nächsten Mal mit einer fünftägigen Geiselnahme der vielen Millionen Pendler zufrieden geben wird. In seinem „Heiligen Krieg“, wie sein Vorgänger Weselskys Feldzug einmal bezeichnete, scheinen ihm jedenfalls alle Mittel recht. Hilflos stehen Politik und Rechtsstaat dem Treiben gegenüber, das sich zwar im Rahmen geltender Gesetze bewegt, zugleich aber das Streikrecht pervertiert. Es ist daher kein Wunder, dass sich die öffentliche Meinung gedreht hat: Durfte Weselsky sich früher noch auf die mehrheitliche Solidarität der bestreikten Bürger verlassen, hat er den Bogen nun überspannt.

So weit hat es der oberste Lokführer im Konflikt mit der Bahn getrieben, dass jeder Ausweg inzwischen versperrt ist. Alles oder nichts, heißt die Devise. Doch inzwischen wird es für Weselsky eng. Bei Einstiegsgehältern jenseits von 2.500 Euro fehlte vielen schon beim letzten großen GDL-Streik im Herbst 2014 jedes Verständnis. Sehr viel eher könnte man sich da mit den Kita-Kräften solidarisieren, die derzeit ebenfalls für mehr Gehalt in den Ausstand getreten sind. Sie leisten Enormes und verdienen eine größere Wertschätzung, wie auch Pflegekräfte und die Mitarbeiter in den Krankenhäusern oder Arztpraxen. Womit aber eine noch bessere Bezahlung für das Steuern eines Fahrzeugs auf Schienen zu rechtfertigen wäre, bei dem es vor allem darauf ankommt, die wenigen unterschiedlichen Signale entlang der immer gleichen Strecke zu beachten, erschließt sich nicht ohne weiteres. Weselsky stört sich daran nicht. Ihm geht es um Macht. Und ums eigene Ego. Seinen Realitätsverlust scheint er selbst nicht zu bemerken. Und Berater hat er offenbar nicht. Dies würde wohl auch nicht zum Führungsstil eines Mannes passen, dem diktatorische Züge nachgesagt werden. Offenkundig ist jedenfalls, dass der auf dem Bauernhof aufgewachsene Sachse vor Grobheiten nicht zurückschreckt.

Weselskys Amoklauf ist Wasser auf die Mühlen all jener, die das Treiben der Gewerkschaften seit jeher kritisch beäugen. Natürlich sind Interessenvertretungen für Arbeitnehmer legitim. Wenn sich aber, wie in diesem Fall, die Gewerkschaftsführung verselbständigt und nicht mehr im Sinne der eigenen Mitglieder agiert, stellt sich die Frage nach der Daseinsberechtigung. Und so droht der GDL und vor allem ihrem Chef Weselsky das baldige Aus. Der macht übrigens nicht nur als ehemaliger Lokführer eine schlechte Figur, sondern auch als Autofahrer: Jetzt erst kam heraus, dass der 56-Jährige bereits im letzten Sommer einer Verurteilung als Autobahn-Rowdy nur dadurch entging, dass er die Einstellung des Verfahrens gegen eine Zahlung von 250 Euro für karitative Zwecke erwirkte. Die Staatsanwaltschaft ermittelte seinerzeit gegen ihn (AZ 201 Js 31524/14), weil ein vorausfahrendes Fahrzeug dem Lok-Chef auch mit 180 km/h nicht schnell genug war. Der bedrängte Fahrer hatte anschließend Anzeige erstattet. Mit „Terror-Lichthupe“ und unfreundlichen Handzeichen soll sich Weselsky damals den Weg freigekämpft haben. So ähnlich versucht er es auch nun wieder, doch dürfte die Strafe für sein brachiales Vorgehen diesmal ungleich höher ausfallen.

12 Kommentare

  1. Die Montage der GDL ist für den deutschen Arbeitnehmer kontraproduktiv, sieht doch das Kapital das es durch aussitzen alles erzielen kann. Siehe Karstadt etc. Der Schreiber dieses Artikels hat sich nicht sehr gewissenhaft mit den Hintergründen beschäftigt. Alleine die Tatsache, daß die Bahn viele Züge nicht fahren ließ obwohl auf der Strecke mehr als 70% verbeamtete Lokführer fahren zeigt, daß sie nicht im geringsten an einer Einigung interessiert ist. Trotz negativ Geschäftes hat sich der Vorstand seine Boni um 170% erhöht. Herr Grube bekommt derzeit 221.000,00€ im Monat, Herr Pofalla 1,5Mil. im Jahr, wofür eigentlich. Alles gedeckt durch die Politik, die sich vom Bürger völlig losgelöst hat. Warum hat sich die GDL mit den Privatbahnen wohl ohne Streik binnen 2 bis 3 Tagen geeinigt? Und warum sagte während des Streiks die EVG, daß die Bahn doch bitte verhandelbare Angebote unterbreiten solle. Und warum hat die Bahn z.B. die Rangierlokführer in Vorfeldarbeiter umgetauft und zu 8,50€ beschäftigt, so das die GDL nicht mehr für diese Menschen sprechen soll? Alleine duch die GDL hat jetzt auch Verdi Mut die Kitas zu bestreiken. Deutschland ist das Land mit den geringsten Streiktagen in ganz Europa, warum wohl. Weil die Gewerkschaften bislang immer auf Kuschelkurs mit dem Kapital war. In den letzten 20 Jahren gab es für den Normalverdiener einen Reallohnverlust auch dank der Gewerkschaft. Da finde ich diesen Artikel doch etwas recht seltsam. Es lebe der inhumane Neoliberalismus ala Milton Friedman. Der Mensch ist ein Kostenfaktor und hat minimiert zu werden, Kollateralschäden sind da leider unvermeidlich.

  2. Was zum…? Bisher ging der Klodeckel immer an einen Richtigen, aber diesmal?!

    Das ist ja 1:1 die BILD-Argumentation übernommen, das volle Programm, Großmannssucht, Imperator, der Artikel liest sich exakt wie einer aus der BILD.

    Das Streikrecht soll eine der Grundfesten unserer Demokratie sein, wo bitte kommen wir hin, wenn wir den Streikenden genau dieses Recht nehmen, nur, weil wir selbst vom Streik betroffen sind?

    Zu den Hintergründen: Die Bahn spielt auf Zeit. Sie wollen die Sache aufschieben, bis das Streikrecht 2.0 eintritt, bei dem nur noch die größte Gewerkschaft einer Branche einen Streik ansetzen darf, womit sich das Streikrecht dann erledigt hätte.
    Der Streik geht gar nicht weit genug. Es fahren ja noch Züge! Wo sind da die schweren Auswirkungen? Stille müsste herrschen auf deutschen Bahnhöfen, mit herumfliegenden Strohballen und so, dann wäre es ein richtiger Streik. Das ist doch der Sinn der Sache: Man streikt, bis die Kosten für den Streik gefährliche Höhen annehmen, sodass das ganze Unternehmen gefährdet ist.

    Dann erst kann man sich nämlich auf Augenhöhe mit einem Milliarden-Unternehmen unterhalten.

    Unrühmlichster Klodeckel bisher. Und unnötig, hätten Sie nur etwas besser recherchiert.

    1. Ich akzeptiere Ihren Meinungsbeitrag, bitte Sie aber, meine Sicht ebenfalls zu akzeptieren, auch wenn Ihnen diese nicht gefällt. Mit mangelnder Recherche – wie von Ihnen vermutet – hat meine Haltung zum GDL-Streik ganz sicher nichts zu tun.

      1. Natürlich kann ich Ihre Meinung akzeptieren. Mich hat nur wahnsinnig überrascht, dass sie dieses Mal exakt der Meinung des Mainstream entspricht, dem offenbar das Streikrecht nicht viel bedeutet.

  3. Na dann muss mal die Daseinsberechtigung von Verdi und Konsorten auf jeden Fall hinterfragt werden.

    Ach ja, die GDL ist eine Unabhängige Gewerkschaft, auch nach zu lesen in Wikipedia.

    Hätten wir Gewerkschaften, wären sie nicht mit der Partei unter einer Decke und damit auch nicht unter einer Decke mit den Konzernen.
    Hätten wir Gewerkschaften, gäbe es kein HartzIV.
    Hätten wir Gewerkschaften, gäbe es keine Leiharbeit
    Hätten wir Gewerkschaften gäbe es noch die Lohntüte also Bargeld.
    Hätten wir Gewerkschaften, müsste ich nicht ein Auto und ein Führerschein ungewollt in eine Arbeitsstelle investieren.

    Hätten wir Gewerkschaften, gäbe es vielleicht keine Lohnabhängigkeit.Aber, hätten wir freie Gewerkschaften, wären sie wie unter Adolf Hitler verboten.

    1. Hm, vielleicht sollen Sie sich mal erkundigen was Adolf H. wirklich über Gewerkschaften gedacht hat. Sie werden überrascht sein.

  4. Heute bin ich zum ersten und nach dem Lesen des obigen Artikels auch zum letzten mal auf den Klodeckel gestoßen. Besonders die widerlichen Angriffe auf die Person Weselsky haben mich abgestoßen. Im übrigen kämpft die GDL vor allem um erträgliche Arbeitsbedingungen für Lokführer und Zugbegleiter. Ganz schlecht recherchierter Artikel.

    1. Jedem das Seine. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Unterschiedlicher Meinung zu sein, bedeutet nicht, dass schlecht recherchiert wurde. Gerade weil ich mir stets viel Mühe bei der Recherche gebe, fördere ich Hintergründe zu tage, die mich in Bezug auf die GDL und Herrn Weselsky zu keiner anderen Einschätzung kommen lassen.

  5. Sie sollen Menschen wie Weselski unterstützen , wir haben leider viel zu wenige davon. Sehr wenige haben es heute kapiert , dass es schon lange nicht mehr um rechts oder links geht, sondern um OBEN UND UNTEN.

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